Wehrmachtskinder

Wehrmachtskinder
Droemer Verlag
München 2005
ISBN 3426273578

Taschenbuchausgabe:
Droemer Verlag
München 2007
ISBN 3426778815


Wehrmachtskinder –
Auf der Suche nach dem nie gekannten Vater

Die Wehrmachtssoldaten, die ab 1939 in den Krieg zogen, haben in den Ländern, die sie überfielen und dann jahrelang besetzt hielten, Kinder gezeugt. Wie viele es sind, wird man niemals auch nur annähernd wissen können, es könnten sehr viele sein: Allein für Frankreich wird ihre Zahl auf 200.000 geschätzt. Soweit wir wissen, wurden sie in allen ehemals deutschbesetzten Ländern noch lange Jahre nach Kriegsende als »Deutschenbastarde« beschimpft und diskriminiert. Oft verschwiegen die Mütter und Verwandten ihnen ihre »Feindes«-Abstammung, aber das Schweigen brachte den Kindern keine Ruhe, sondern im Gegenteil das oft angstbegleitete Gefühl, dass etwas mit ihnen nicht stimmte. Sie haben ähnliche Gefühle wie jene Menschen, die einen oder beide Elternteile nicht kennen. Aber sei tragen eine viel größere Last, denn für viele ihrer Landsleute sind sie das Kind einer Landesverräterin und eines Feindessoldaten.

Geschrieben habe ich das Buch, weil ich es an der Zeit fand, dass in Deutschland ein Buch über die »europäischen« Nachkommen der Wehrmachtssoldaten erschien. Der wichtigste Grund für das Buch allerdings war Zorn: Zorn darüber, dass norwegische Wehrmachtskinder, die den norwegischen Staat belangten, sie wegen ihrer »unpatriotischen« Abstammung angeblich systematisch diskriminiert zu haben – was ihr gutes Recht ist! – nie mit einer Silbe zu erkennen gaben, dass sie sich der Existenz von Wehrmachtskinder in anderen Ländern auch nur bewusst waren. Zornig war ich aber vor allem darüber, wie die deutschen Medien ausführlichst von diesen Prozessen berichteten und dabei die Rolle des norwegischen Staates skandalisierten. Niemals erwähnte sie auch nur mit einer Silbe, dass diese Kinder mindestens ebenso sehr von Deutschland und ihren deutschen Vätern in Stich gelassen worden sind, mehr noch: dass sie in den deutschen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg überhaupt nicht vorkommen. Dabei sind sie die Halbgeschwister der deutschen Nachkriegsgeneration. Im Buch schreibe ich dazu: »Die schlichte Wahrheit ist, dass wir Deutsche sozusagen mit ganz Europa versippt und verschwägert sind, denn wir haben überall Brüder und Schwestern, Nichten und Neffen, Cousins und Cousinen.«

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